Schamanismus und Krafttiere

 

Im schamanischen Weltbild existiert nicht nur diese alltägliche Wirklichkeit, die Welt, in der wir leben, sondern auch die nichtalltägliche Wirklichkeit. Auch Anderswelt oder geistige Welt genannt. Sie ist reich bevölkert von allerlei Wesen wie Elfen, Feen, Engeln, Kobolden, weisen Frauen, Tieren und anderen Wesen, die wir ins Reich der Phantasie verbannt haben.

 

Der schamanisch praktizierende Mensch kennt den Weg in diese Welt und er bereist sie zusammen mit seinen Krafttieren und geistigen Lehrern auf der Suche nach Rat und Heilung für sich und andere. Der Schamane oder schamanisch Tätige begibt sich in einen tranceähnlichen Zustand. Dies geschieht mithilfe einer monoton geschlagenen Trommel. Er reist in die nichtalltägliche Wirklichkeit um dort mit Hilfe der Krafttiere Antworten auf Fragen zu finden, verlorene Seelenanteile zu suchen und zurückzuholen und um deplatzierte Energien zu entfernen.

 

Michael Harner ist ein Amerikaner, der viele indigene Völker dieser Welt besucht hat und von ihren Schamanen gelernt hat. Er hat festgestellt, dass viele Praktiken der verschiedenen Völker sich ähneln und hat daraus den Core-Schamanismus entwickelt, der heute sehr verbreitet gelehrt und praktiziert wird.

 

Auch hier in Europa gab und gibt es Schamanen. Weise Frauen und Männer, die verbunden mit der Natur sind, die mit Tieren sprechen können, sich mit Heilpflanzen auskennen und die wissen, dass es nicht nur diese eine Welt gibt. Im Mittelalter und der frühen Neuzeit als Hexen und als Ketzer vefolgt und verbrannt und auch heute noch braucht es oftmals Mut, sich mit seinen Fähigkeiten zu zeigen.

 

Krankheit aus schamanischer Sicht

Im Schmananismus ist die Zusammenarbeit mit dem eigenen Krafttier sehr wichtig. Krafttiere sind unsere Begleiter und Helfer in der Anderswelt. Sie sind Geistwesen in Tiergestalt und tragen eine unendliche Weisheit in sich. Wenn wir an unser Krafttier nicht gut angebunden sind, kann dies Kraftverlust für uns bedeuten und uns schwächen. In alten Redewendungen steckt oft viel wahres: Wir sind manchmal „von allen guten Geistern verlassen“.


Geschwächt durch den Kraftverlust kann es passieren, dass wir z.B. durch eine traumatische Situation Seelenanteile verlieren, die jedoch auch Fähigkeiten mit sich nehmen, die wir brauchen, um unser Leben gut zu meistern. Wir haben sie „nicht mehr alle beieinander“.

Oft suchen wir unbewusst nach diesen verlorenen Anteilen unserer Seele, wir fühlen uns unvollständig. Wenn diese Suche zur „Sucht“ wird, kann sie unserem seelischen und körperlichen Gleichgewicht enorm schaden.


Unbewusst versuchen wir diesen Verlust zu kompensieren. Die entstandene Lücke versuchen wir zu füllen, indem wir Seelenanteile anderer Personen an uns nehmen.

Dies geschieht in der Regel unbeabsichtigt, z.B. durch starke Emotionen wie Neid oder Eifersucht.. Uns nützen diese Seelenanteile, die nicht in unser System gehören, gar nichts, sondern sie besetzen einen Platz, an dem ein Teil unserer eigenen Seele fehlt und schwächt uns. Der Person, von der wir sie haben, fehlt sie aber und schwächt auch sie.

Es kann aber auch passieren, dass beispielsweise in einem heftigen Streit das Gegenüber Giftpfeile abschießt. Auch hierfür gibt es in unserer Sprache Redewendungen: „Das hat gesessen! Das gab mir einen Stich ins Herz.“ All dies sind deplatzierte Energien, die nicht zu uns gehören und uns schaden.


Wenn wir es schaffen, fremde Seelenanteile wieder abzugeben und uns mit unseren eigenen verlorenen Anteilen wieder aufzufüllen, dann geschieht das, was Heilung im ganzheitlichen Sinne bedeutet. Wir werden vollständig wir selbst und kommen in unsere ureigene Kraft und Präsenz.


Ein weiterer Grund für Krankheit und seelisches Ungleichgewicht kann auch ein Schwur oder Fluch sein. Unser moderner Verstand mag sich schwer mit dieser Vorstellung tun. Aber ein als Kind geschlossener Pakt, kann sich bis in die Gegenwart hinein bemerkbar machen und uns davon abhalten unser volles Potenzial zu entfalten. Hören wir im Kindesalter oft mantraartige Vorwürfe wie „immer bist zu zu langsam“ oder „du kannst nicht singen“ dann ist das ein ziemlicher Fluch, der sich ins Unterbewusstsein brennt und weitreichende Folgen auf unser Leben hat.