Pferd

 

Pferd

 

 

 

Mein wunderschöner Pferdemann! Er heißt tatsächlich "Pferd", weil er einfach das Pferd schlechthin ist. Unser Professor und Supermann. Er mag seinen Namen. 25 Jahre ist er nun alt und ich hoffe, dass er noch lange, lange bei uns ist. Er hat mir mit unerschöpflicher Geduld so unfassbar viel beigebracht und sich immer sehr gefreut, wenn ich wieder etwas mehr verstanden habe. Ich habe so unfassbar viele Fehler gemacht, weil ich es damals nicht besser wusste. Weil ich gemacht habe, was alle machen und weil ich auf Reitlehrer und "Fachmenschen" gehört habe. Und er hat mich unermüdlich immer wieder in die richtige Richtung geschubst. Durch ihn und seine Haflingerfreundin Mello bin ich zur Tierkommunikation gekommen. Und durch ihre Erkrankung und die tierärztliche Fehlbehandlung, die beide beinahe das Leben gekostet hat damals vor 16 Jahren, habe ich gelernt, alles zu hinterfragen. Die beiden habe die Tür in ein anderes Bewusstsein geöffnet, in dass ich mich hineientwickeln durfte und immer noch darf.

 

 

Pferd hat mir erzählt, warum geritten werden für ihn und für so viele Pferde so unfassbar schwierig ist. Es hat ihn immer in sehr großen Stress versetzt. Und es hat ihm auch körperlich geschadet. Er hat Kissing Spines und EOTRH. Dank ihm habe ich verstanden, dass viele Pferde nicht "brav" sind sondern schlicht aufgegeben haben, sich bemerkbar zu machen und sich zu wehren.

 

 

 

Ich bin seit Jahren nicht geritten und werde es auch nicht wieder tun. Je mehr ich mich in dieses neue Bewusstsein hineinentwickelt habe, desto geringer wurde das Bedürfnis, von jemand anderem getragen zu werden und die Pferde kontrollieren zu wollen. Die Pferdewelt (und nicht nur die...) ist voll von Menschen, die andere Lebewesen kontrollieren und erziehen wollen, sich tragen lassen und ihre unterschiedlichsten Bedürfnisse an ihnen ausleben. Statt dessen blickte ich auf mich und stellte mir viele Fragen. Unter anderem:

 

 

 

  • Woher kommt mein Bedürfnis, getragen zu werden?

 

  • Wieso denke ich, dass ich ein anderes Lebewesen kontrollieren muss? Im Futter, in der Bewegung? Wo in meinem Leben habe ICH das Gefühl, kontrolliert zu werden und was kann ich daran ändern?

  • Wie funktioniert eine wirkliche Beziehung auf Augenhöhe mit meinen Pferden?

  • Was brauchen sie von mir, damit sie gerne in meiner Nähe sind?

 

 

 

Meine Haflingerstute Linda hat dazu sehr weise gesagt: "Es ist nicht wichtig, dass du uns reitest, es geht darum, dass du die Herde fühlst und Teil davon wirst." Sie sagte das, weil ich eine zeitlang sogar ein schlechtes Gewissen hatte, weil ich nicht ritt und somit meine Pferde ja "nicht ordentlich beschäftigte". Das "die Herde fühlen" hört sich so simpel an, ist aber gar nicht so einfach und ein riesiges Geschenk!

 

 

 

Als ich dann vor ein paar Jahren auf Youtube auf den sehr berührenden Film "Der Weg des Pferdes" stieß und hörte, dass es Untersuchungen gibt, die belegen, dass beim Reiten bereits nach 15 Minuten ein Schaden im Rückengewebe entsteht, selbst bei einem sehr gut angepassten Sattel war ich ziemlich erschüttert darüber, dass diese Erkenntnisse in der Reiterwelt so gut wie gar nicht besprochen werden. Wie kann ich mit diesem Wissen wieder auf einen Pferderücken steigen? Bewusst Schaden zufügen? Ganz einfach: Ich kann es nicht mehr. Aber so lange ich eine Mistkarre schieben und Hafersäcke schleppen kann, solange werden wohl auch Pferde bei mir leben.

 

 

 

Durch Pferd weiß ich auch, dass die meisten Fohlen einfach viel zu früh von ihren Müttern "abgesetzt" werden. Sie brauchen ihre Mama und eine feste Familienstruktur eigentlich noch viel länger und viele von ihnen erleiden ein Trauma durch das viel zu frühe absetzten. Pferd hat dadurch große Verlassensängste, über die ich viel mit ihm gesprochen habe und für die wir Heilarbeit gemacht haben. Und da Heilung auf vielen Wegen kommt und nicht zwangsläufig heißt, dass ein bestimmtes Verhalten verschwindet, wie bei Pferd das Kleben an seiner Freundin Linda, trat die Heilung in der Form ein, dass ich ihn und sein WARUM einfach verstand und es akzeptierte. Er braucht nirgends ohne Linda hinzugehen und Linda geht nirgends hin ohne ihn. Er braucht sein Verhalten und seine Angst nicht unterdrücken, nur damit ich ihn und Linda besser "nutzen" kann, weshalb ein solches Verhalten ja normalerweise in der Pferdewelt als problematisch und behandlungsbedürftig angesehen wird. Er darf so sein wie er ist. Und für meine Akzeptanz hat er mich mit sehr viel Vertauen beschenkt, denn er fühlt sich sicher und verstanden.

 

 

 

Er hat mir beigebracht, wie wichtig ein Familienleben für Pferde ist und die Erkenntnis, dass alles, was wir ihnen so allgemeinüblich bieten, nur ein Ersatz ist. Im Idealfall wächst die neue, zusammengewürfelte Herde familienähnlich zusammen, so wie bei uns, aber es ist trotzdem noch ein großer Unterschied zu einer natürlich gewachsenen Familienherde.

 

Ich sehe, dass die heutige Pferdewelt so voller Gewalt, Unterdrückung, Kontrolle, Bedürftigkeit des Menschen und ungesehenem Leid ist, das es mir nicht mehr möglich ist, mich auf Turnieren oder in normalen Reitställen aufzuhalten, ohne all das wahrzunehmen....

 

Und je mehr ich all das erkenne, umso mehr ich bereit bin, meine eigenen verletzten und bedürftigen Anteile zu sehen, zu verstehen und zu heilen, um so freier werden sowohl meine Pferde, als auch ich. Dieses Geschenk, uns den Weg in die innere Freiheit zu zeigen, ist das wahre Geschenk, dass unsere Pferde uns machen können. Wenn wir es zulassen, zeigen sie uns den Weg zu uns selbst, sie bringen uns zurück in die Fülle der Natur in uns selbst. Sie haben mir die Medizin gegen die Abkehr des Menschen zur Natur gebracht. All das geht so viel tiefer, ist teiweise so schwer in Worte zu fassen und ist so viel wertvoller als ein paar Stunden auf ihrem Rücken....

 

 

 

Ganz wichtig: Dies ist einfach ein Bericht über Pferd und seinen Einfluss auf mein Leben. Bitte fühle dich nicht angegriffen, falls du reitest. Ich bin früher selber sehr viel und studenlang geritten und ich weiß, wieviel Spaß es macht und wie selbstveständlich es für viele Menschen ist, Pferde zu reiten. Ich würde mich einfach freuen, wenn viel mehr Menschen über ihr WIE und WARUM nachdenken. Für die Pferde und für sich selbst.