Freundschaft und Vertrauen

 

Den Tieren vertrauen – Akzeptieren, was sie sagen

 

 

 

Bill ist ein wunderschöner Tigerkater und es hat sich eine sehr schöne Freudschaft zwischen uns entwickelt. Er ist auf einem der landwirtschaftlichen Betriebe der Umgebung geboren und weitgehend ohne menschlichen Kontakt aufgewachsen. Ein kleiner Wildling, der Menschen mit sehr großer Vorsicht begegnet ist und meist die Flucht ergriffen hat.

 

Im vorletzten Winter habe ich ihn das erste Mal gesehen. Er hat sich über die Futterreste unserer beiden Katzendamen, hergemacht. Ich konnte ihn durchs Fenster beobachten, aber sobald er mich sah, war er weg. Hin und wieder sah ich einen Schatten aus dem Heu raushuschen. Ich sagte ihm, dass er gerne bleiben dürfe und ich ihm immer extra Futter hinstellen würde. Und so kam er immer mal wieder vorbei um zu essen oder zu schlafen.  Im Frühling verschwand er wieder und ich dachte, er wäre weitergezogen.

 

Anfang des letzten Winters stand er dann wieder auf dem Hof. Sehr abgemagert und ramponiert sah er aus. Er hatte einen Unfall gehabt. Er humpelte und hatte mehrere Wunden und eigentlich wäre ein Tierarztbesuch nicht die schlechteste Idee gewesen, für ihn aber absolut unvorstellbar. Ich bot ihm meine Hilfe an und frage ihn, was ich für ihn tun kann. Er wollte lediglich Futter und Schlaf. Er aß, er schlief im Heu und er ließ sich von mir aus der Ferne Heilenergie schicken. Er erholte sich sehr gut. Die Wunden verheilten super, er nahm ordentlich zu und es ist ledigleich eine leichte Steifheit in einem Hinterbein geblieben. Und unser Vertrauen ineinander wuchs und wuchs. Bill verstand, dass ich nichts gegen seinen Willen entscheiden würde. Dass ich seine Entscheidungen ernst nahm und respektierte und auf dieser Grundlage für ihn tat, was ich konnte. Und so erlaubte er mir nach Wochen der langsamen Annäherung, ihn zu streicheln. Mittlerweile liebt er es sehr gekrault zu werden.

 

Und nun, wo das Frühjahr da ist und er wieder ein kraftvoller, stattlicher Kater ist, geht er oft auf Streifzüge, ist manchmal Wochenlang nicht zu sehen und irgendwann steht er dann wieder vor der Tür und bittet um Futter und ein wenig gekrault werden.

 

Er ist sehr zufrieden mit seinem Leben und ich freue mich einfach, dass Bill seine Freiheit genießen kann, aber nun weiß, dass er hier jederzeit einen Ort hat, an den kommen kann, wenn er Futter, Zuwendung, einen sicheren Schlafplatz oder Hilfe benötigt.

 

 

 

Das ist für mich das wunderbare an der Tierkommunikation: das Tier so anzunehmen, wie es ist, seine Entscheidungen zu akzeptieren und einfach die Möglichkeit zu haben zu fragen, ob es Hilfe möchte und wenn ja, in welcher Form. Keine Bevormundung, keine Manipulation sondern eine offene, bedingunglose Kommunikation und eine erwartungsfreie Beziehung. Daraus erwachsen dann oft wunderbare, freie und tiefe Freundschaften. Lebewesen, die sich einfach wirklich gesehen fühlen und die Erfahrung machen, dass sie und ihre Bedürfnisse und Entscheidungen ernst genommen werden, erblühen unter dieser Freiheit. Was für ein Geschenk!