Gute Reise mein Freund

 

Auch wenn man von Anfang an weiß, dass der Tag X irgendwann kommen wird.... Und auch, wenn er wirklich spät kommt.... Er überrascht einen doch jedesmal....

 

 

 

Am Montag mussten wir uns von unserem Saluki Bassam verabschieden. Ein Trost ist, dass er stolze 15 Jahre alt geworden ist und auf ein ereignisreiches Leben zurückblicken kann. Er war wirklich etwas ganz besonderes.

 

 

 

Im Alter von 2,5 Jahren kam er zu uns. Seine Besitzerin hat ihn abgegeben, weil sie mit seinen "Special Effects" nicht klar kam. Bassams Opa Dobi hatte bereits vor einigen Jahren bei uns gelebt und so freuten wir uns sehr, als er zu uns kam. Die erste Zeit war ein wenig schwierig, weil es Bassam sehr zugesetzt hat, dass sein Mensch ihn weggegeben hat. Er war total unsicher und ist bei jeder Bewegung unsererseits in die nächste Ecke gesprungen.

 

 

Aber dann sind wir alle gut zusammengewachsen. Unser "Bubi", wie wir ihn immer genannt haben, taute auf und entpuppte sich als sehr anhänglicher, schmusebedürftiger, extrem sensibler Schatz, der einfach viel Sicherheit benötigt. Er hatte viel Spaß am Coursing, also der Jagd auf eine Hasenattrappe, die hakenschlagend über eine Wiese gezogen wird und wir haben auch ein paar Mal mit ihm an Ausstellungen teilgenommen, so dass er es geschafft hat, Deutscher Champion für Schönheit und Leistung zu werden. Das schönste an den Wochenenden auf Windhundveranstaltungen war immer, dass wir viele Stunden Zeit zum gemeinsamen Spazierengehen hatten und das hat er immer sehr genossen.

 

 

 

Weil Bassam immer sehr sensibel auf alles mögliche reagiert hat und schnell unsicher wurde, waren wir uns nicht ganz sicher, wie er auf die Kinder reagieren würde, als ich schwanger war. Aber mit unseren Töchtern war er immer sehr souverän und hat eine große Gelassenheit an den Tag gelegt. Er war gerne in ihrer Nähe und hat mit ihnen gekuschelt und den einen oder anderen Keks abgestaubt. Sie haben von ihm wahnsinnig viel über Hunde gelernt.

 

 

 

Die letzten 2 Jahre verliefen dann etwas ruhiger. Er hat am liebsten auf seiner Bank vor dem Küchenfenster an der Heizung gelegen. Mitten drin. Immer dabei. Hat jeden Morgen mit meinem Mann zusammen die Kinder zum Bus begleitet, bis auch das nicht mehr ging. Im Januar diesen Jahres hatte er einen kleinen Zusammenbruch und wir befürchteten schon das schlimmste. Aber er hat sich mit guter Pflege und Begleitung durch unsere Tierärztin wieder berappelt und beschlossen, dass er noch eine Weile bleiben möchte. Seit dem habe ich mit Bassam im Wohnzimmer übernachtet, weil Treppe steigen bis ins Schlafzimmer nicht mehr ging und er zum getragen werden, vor allem teilweise mehrmals die Nacht, zu schwer war und er es als sehr unangehm empfand. 

 

 

 

Häufig habe ich ihn gefragt was er braucht. Das ist gerade bei alten Tieren wirklich wichtig, weil sich Bedürfnisse sehr verändern können. So konnte er seine Wünsche dann mitteilen und wir haben dann z.B. öfter gefüttert oder zu anderen Zeiten. Oder ihn in eine Decke gekuschelt, das hat er häufig sehr geliebt. Und auf die Frage, wie es ihm geht und ob es noch Spaß macht im Körper kam immer ein gut gelauntes "Jaja, macht noch Spaß! Ich bleibe noch!"

 

 

 

Gegen Ende der letzten Woche kippte die Stimmung dann etwas. Und am Montag war dann uns allen klar, dass der Tag des Abschieds da war. Es gab nochmal einen Tag volles Verwöhnprogramm und abends kam dann unsere Tierärztin vorbei und hat Bubi geholfen, aus dem Körper zu gleiten. Wenn alles gut vorbereitet ist und die Tiere soweit sind, dann ist das Einschläfern des Körpers eigentlich ganz leicht. Sie Seele steht schon mit einem Bein draußen, und es braucht nur noch einen kurzen, freundlichen Schubs hinaus. Sofort danach schickte Bassam mir ein Gefühl unbändiger Freude und Freiheit. Die überschwängliche Gute Laune von früher war zu spüren.

 

 

 

Ja, und da steht man dann... trotz allem Wissens und der Erfahrung aus der Tierkommunikation und dem Schamanismus... und der Sicherheit, trotzdem miteinander sprechen zu können, wenn man möchte... die Tänen laufen... denn Abschied bleibt Abschied. Man wird sich in dieser Form einfach nicht wiedersehen. Man muss den wunderschönen Körper beerdigen... und man läuft mit diese ganzen kleinen Handgriffen und Tätigkeiten, die sich so eingeprägt haben, wie z.B. alle Küchenstühle gut an den Tisch zu schieben, damit Bassam freie Bahn hat um mit Anlauf auf seine Bank zu hüpfen, das verabreichen der Herztablette eine halbe Stunde vorm Füttern etc. irgendwie ins Leere....

 

 

 

Aber was bleibt, wenn die Trauer abebbt, sind Erinnerungen an 12,5 gemeinsame Jahre voller Freude, Kuscheln, Auseinandersetzungen, Sorgen, Lernen, Spaß und Erinnerungen. An alles, was zum Leben gehört. Tiefe Dankbarkeit, für alles, was er mir beigebracht hat. Dafür, dass er immer ein toller Freund für die Mädels war. Und so schwer ein Abschied ist, so wertvoll macht er alles zuvor gemeinsam erlebte.

 

 

 

Danke Bassam, mein Freund. Ich wünsche dir eine gute Reise und wunderbare neue Abenteuer.