Winter

 

Draußen ist es klirrend kalt und ich bin den halben Tag damit beschäftigt die Wassertröge der Pferde und Schafe eisfrei zu halten, meine Finger wiederzubeleben, Heu und Heulage zu schleppen, festgefrorene Pferdeäppel loszukloppen, das Futter für die Wildvögel nachzufüllen und der neuen Katze gut zuzureden.

 

 

 

Seit Weihnachten haben wir nämlich eine neue Mitbewohnerin. Sie war plötzlich da und hat beschlossen, hier zu bleiben. Eine wunderschöne, dreifarbige junge Katzendame.

 

Zuerst haben wir sie in der Heuraufe schlafend im Pferdeunterstand auf der Weide gefunden. Sie war extrem scheu und ist sofort weggeflitzt. Ein paar Tage später, als es dann kälter wurde, hat sie beschlossen im Stallgebäude neben der Heizungsanlage zu wohnen. Dort ist es frostfrei und durch die Hundeklappe kann sie dort rein und raus wie sie möchte. Auch dort ist sie sofort geflohen, sobald sie uns erblickt hat. Ich habe dann telepathisch Verbindung zu ihr aufgenommen. Sie war sehr zurückhaltend. Ich habe sie gefragt woher sie kommt und sie antwortete, dass sie bisher nicht viel mit Menschen zu tun hatte. Dort wo sie herkommt gab es auch welche, aber ihr wurde von ihrer Mutter eingeschärft, dass sie sich nicht anfassen lassen darf. Aus dem, was sie mir beschrieben hat, schließe ich, dass sie von einem der landwirtschaftlichen Betriebe hier aus der Gegend abgewandert ist. Ich habe ihr dann gesagt, dass sie bei uns herzlich willkommen ist und gerne bleiben darf. Außerdem habe ich ihr gesagt, dass ich nicht versuchen werde, sie anzufassen oder gar einzufangen.

 

 

 

Ich stelle ihr nun also mehrfach täglich Futter an ihren Platz und ich habe ihr einen Karton mit einer alten, kuscheligen Jacke von mir ausgepolstert. Dort liegt sie nun sehr gerne drin und kuschelt sich ein. Mittlerweile ist sie etwas gelassener. Wenn ich zum Füttern komme, geht sie zwar ein wenig hinter der Heizung in Deckung, aber sie rennt nicht mehr davon. Wenn ich im Stall miste und die Pferde versorge, sucht sie sich immer einen Platz, an dem sie mich gut beobachten kann und guckt sich ganz genau an, was ich da tue. Ich quatsche sie dann die ganze Zeit voll während ich Mist in die Karre schaufel und frische Späne verteile. Ich erkläre was ich mache, wieso ich es mache und erzähle ihr immer wieder, wie wunderschön ich sie finde. Sie hört sich das alles geduldig an und versucht schlau aus mir zu werden.

 

Sehr überrascht war sie , als sie gesehen hat, wie ich mit unserer Tigerkatze Nöli gekuschelt habe. Das fand sie wirklich skuril, hat aber daraus geschlossen, dass ich so schlimm dann wohl doch nicht sein kann. Und gestern hat sie sich tatsächlich einmal kurz von meiner Tochter anfassen lassen, hat es dann aber doch nicht ausgehalten und ist weggeflitzt. Weswegen sie hier den Spitznamen Flitzi weghat... Geht erstmal, aber ich finde sie braucht noch einen schönen Namen.

 

 

 

Die Schafe sind munter dabei, mich in den Wahnsinn zu treiben. Sie haben auch jetzt im Winter 4,5 Hektar Weide frei zur Verfügung. Sie knabbern Blätter und scharren das Gras unter dem Schnee frei. Sie haben ihre eigenen Futterstellen für Heu und Heulage. Außerdem habe sie, im Gegensatz zu den Pferden, freien Zugang zum jeweils offenen Heulageballen und können auch dort direkt knabbern. Futter im Überfluss könnte man meinen. Aber jedesmal, wenn ich etwas Heulage nehme und den Pferden geben will, steht unser Hammel Hafiz hinter mir und stampft entrüstet mit den Füßen. Und motzt vor sich hin, wie ich mir das denn vorstelle und wovon sie denn Leben sollen, wenn ich Alles an die Pferde verfüttere.... Meine Argumente, dass 8 Schafe die ganze Heulage eh nicht schaffen, dass die ganze Scheune noch voller Heu ist, und dass auch die Pferde ein Recht auf Futter haben, überhört er jedesmal großzügig. Und am nächsten Tag diskutieren wir wieder...

 

 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Claudi (Donnerstag, 21 Januar 2016 12:18)

    Herrlich! Liebe Indra, ich liiiiiiebe Deine blog- stories ♥️
    Die Diskussion mit Hafiz ist SO lustig u flitzi hat sich genau die richtige Menschenfrau ausgeguckt- man muss ja auch mal Glück haben im Leben

  • #2

    Karen (Donnerstag, 21 Januar 2016 19:57)

    Liebe Indra,
    ich habe auch meine Erfahrung mit einem Schaf gemacht, leider eine sehr traurige.Lotta,ein Jahr alt, hat bis gestern an dem Stall gelebt, an dem auch meine Islandfreundin Kylja steht. Sie hat gestern Rhododendronblätter oder Knospen gegessen, sich damit vergiftet und ist dann heute Nacht aus ihrem Köper gegangen. Ich konnte mit meinen schamanischen Kräften leider nichts mehr ausrichten. Nun ist Lucy, ihre ältere Freundin, allein. Vielleicht kennst du ein einsames Schaf, welches gern zu Lucy würde?
    sei umarmt