Ein ganz besonderes Geschenk von der anderen Seite

Nach dem Tod meiner alten Araberstute vor 3 Jahren bekam ich von ihr ein ganz wunderbares Geschenk. Aber zunächst möchte ich von meiner Stute erzählen. Ihr Name war Menuett. Sie wurde im gleichen Jahr geboren wie ich. Meine Eltern hatten damals eine Araberstute und einen Araberhengst, von denen sie hin und wieder ein Fohlen zogen. Jedesmal erblickte ein kleines Hengstfohlen die Welt. Jahrelang wünschten sie sich ein Stutfohlen aus der Verbindung. Als meine Mutter schwanger wurde, war auch die Stute wieder tragend. Meine Eltern beschlossen, dass dies das letzte Fohlen werden würde. Es gab auch bereits Interessenten für das Fohlen im Bauch der Stute. Und da meine Eltern eh wieder mit einem kleinen Hengst rechneten, versprachen sie das ungeborene Fohlen jemandem. Es kam wie es kommen musste, am Geburtstag meiner Mutter erblickte ein zauberhaftes kleines Stutfohlen das Licht der Welt.

Als es alt genug war, zog es zu seinen neuen Besitzern und auch der Hengst und die Stute wurden verkauft. Meine Eltern gaben die Pferdehaltung auf. Da ich aber, kaum dass ich laufen und sprechen konnte, nach Reiten und Pferden verlangte und meine Eltern um etliche Reitstunden erleichtert habe, kam auch in Ihnen die Sehnsucht wieder hoch. Als ich 9 Jahre als war, war meine liebste Lektüre die Zeitschrift Pferdemarkt. Ich habe tagelang alle Verkaufsanzeigen genauestens studiert und dabei geträumt, wie es wäre ein eigenes Pferd zu haben. Und dann erkannte ich Menuett in einer diese Anzeigen und zeigte sie meiner Mutter.

Am Wochenende darauf fuhren meine Eltern mit Pferdeanhänger los und holten Menuett ab. Im Sommer darauf zogen wir auf einen alten Resthof und noch mehr Pferde kamen zu uns auf den Hof. Ich war so unendlich glücklich und mittags flog der Ranzen in die Ecke und ich war bis zum Abend  im Stall und auf den Weiden unterwegs.

Irgendwann waren wir gezwungen, unseren Bestand etwas zu verkleinern. Meine Eltern wollten mit Menuett nicht züchten, und ich konnte sie damals nicht reiten, da mein reiterliches können für ihr Temperament nicht ausreichte, und so zog Menuett zu einer sehr netten Tierärztin. Ich war auf der einen Seite sehr traurig, aber ich wünschte mir auch ein Pferd, auf dem ich Reiten konnte.

Jahre später, ich war 23 Jahre alt und hochschwanger, erfuhr ich durch eine Freundin vom Tod der Tierärztin. Meine Freundin erzählte mir, dass der Mann der Tierärztin nun damit beschäftigt sei, die Pferde seiner Frau an neue Besitzer zu vermitteln. Ich fragte sie, ob sie wüsste, ob eine weiße Araberstute darunter sei. Sie bestätigte, dass ihr ein solches Pferd aufgefallen war. Ein paar Tage und Telefonate später war ich mit meiner Freundin unterwegs um Menuett abzuholen.

Menuett war sehr dünn, weil sie kaum noch Zähne hatte und die anderen Pferde sie nicht ans Futter gelassen hatte. Ich päppelte sie wieder auf. Dreimal täglich bekam sie ihren alte-Pferde-Brei aus Heucobs und Müsli. Ich war mittlerweile ausgebildete Tierkommunikatorin, und so konnte Menuett mir immer gut mitteilen, was sie gerade brauchte.

Wir verbrachten 7 gemeinsame Jahre, in denen sie einfach nur Pferd sein durfte. Als wir beide 30 wurden, erlebte Menuett ihren letzten Sommer. Noch einen anstrengenden Winter wollte sie nicht, sie bekam öfter Koliken und es war ganz klar, dass sie fand, dass das Leben viel zu anstrengend wurde. Und so ließen wir sie gehen......

Obwohl Menuett so alt geworden war und ein schönes Leben hatte, war ich trotzdem sehr lange, sehr traurig über den Abschied. Sie war immer ein ganz besonderes Pferd für mich.

Als ich eine Woche nach ihrem Tod durch den Ausauf schlenderte, um die restlichen Pferde von der Weide zu holen, fiel mein Blick auf einen ungewöhnlichen Stein. Und bevor ich seine Form wahrnahm und erkannte, fühlte ich ein sehr warmes Gefühl des Dankes und der Verbundenheit. Ich wusste sofort, es kam von Menuett. Ich hob den Stein auf und als ich seine Form erkannte, liefen die Tränen meine Wangen hinunter vor lauter Liebe und Verbundenheit. Der Stein hatte die Form, eines arabischen Pferdekopfes und war weiß. Man erkennt sogar Augenhöhlen, Nüstern und Maul. Er sieht aus, wie eine antike Pferdeskulptur. Jedesmal, wenn ich ihn ansehe, bin ich mit Menuett, den arabischen Pferden und den Mythen die sich um sie ranken, und die Teil meiner Kindheit waren, tief verbunden.

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Kommentare: 1
  • #1

    karen (Sonntag, 13 September 2015 01:41)

    sehr sehr schön,indra
    es gibt soviel mehr,als das,was wir sehen,hören und spüren